Folterpsychologie und Seligman
Schöne und wohlklingende Sätze die auch ins Ohr gehen:
Pessimisten küsst man nicht und Optimismus kann man nicht lernen- schön gesagt vom Seligman?
Und dann kam Guantanamo
Foto: Spiegel online
Ärzte beim Militär: US-Armee setzt Psychiater als Verhör-Ausbilder ein
Das US-Militär hat Psychiater zur Schulung seiner Verhörspezialisten eingesetzt - obwohl ärztliche Fachverbände genau das geächtet haben, ebenso wie die Teilnahme an Verhören selbst. Auf dem Lehrplan stand auch die Anwendung von Elektroschocks.
Die Erklärungen der Medizinerverbände ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Psychiatern sei eine "direkte Teilnahme" an Verhören in militärischen oder zivilen Gefängnissen verboten, erklärte die American Psychiatric Association im Mai 2006, noch unter dem Eindruck des Folterskandals von Abu Ghureib. Auch die Anwesenheit im Verhörraum, das Stellen und selbst das Vorschlagen von Fragen seien mit der Tätigkeit eines Arztes nicht vereinbar, ebenso wenig wie das Beraten von Behörden in Sachen Verhörtechniken. Einige Wochen später veröffentlichte die American Medical Association eine ähnliche Erklärung. Verhöre ein Arzt einen Gefangenen, untergrabe er seine Rolle als Heiler.
Das US-Militär scherte sich offenbar wenig um die Standpunkte der medizinischen Standesvereinigungen. Wie das "New England Journal of Medicine" berichtet, versucht die US Army bis heute, Psychiater für die Ausbildung von Verhörspezialisten einzusetzen. Besonders brisant: Zum Lehrplan gehörten auch Theorien und Praktiken des Psychologen Martin Seligman. Er hatte im Rahmen seiner eigenen Forschungsarbeiten etwa Hunde mit Elektroschocks gequält, um die Auswirkungen auf die Psyche der Tiere zu untersuchen.
Bei Seligmans Experimenten, die in der Fachwelt unter dem Begriff "erlernte Hilflosigkeit" ("learned helplessness") für Aufsehen sorgten, verloren die Tiere nach den Stromschlägen jegliche Motivation zur Flucht. Zudem brachen Seligmans Versuche den angeborenen Willen der Tiere, gefährlichen Situationen zu entkommen.
Im "New England Journal of Medicine" (NEJM) erhebt Jonathan Marks, Professor für Bioethik an der Pennsylvania State University, den Vorwurf, dass mehrere US-Militärpsychiater in Seligmans Techniken ausgebildet wurden - durch sogenannte Behavioral Science Consultants (BSC). Diese Berater setzt das US-Militär für die Schulung der Truppe ein, darunter auch Militärärzte und Verhörspezialisten. Weil die medizinischen Berater nicht aktiv in den medizinischen Dienst der Army eingebunden sind, verstoßen sie nicht gegen internationales Recht: Formal unterrichten sie einfach über einzelne Facetten der Verhaltensforschung.
Psychiater als Berater von Verhörspezialisten
Außer auf den Einsatz einzelner BSC-Kräfte setzt das US-Verteidigungsministerium nach eigenen Angaben im Rahmen der globalen Terrorbekämpfung auch auf ganze BSC-Teams. Diese sollen nicht nur im Irak die militärischen Einsatzkräfte für die Verhörmethoden vorbereiten, sondern überall dort, wo die USA im Kampf gegen den Terror aktiv sind.
Marks' Artikel im NEJM basiert auf einem internen Dokument des United States Army Medical Command in Fort Sam Houston (US-Bundesstaat Texas). Die militärische Dienststelle des Verteidigungsministeriums war im Rahmen des "Freedom of Information Act" verpflichtet, auf Marks' Fragen zu antworten und lieferte das 26 Seiten starke Papier, das Marks auf der Website des NEJM nun auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Die Dokumente machten "klar, dass das Verteidigungsministerium nach wie vor Ärzte einbeziehen möchte und sich den Positionen der medizinischen Fachgesellschaften widersetzt", schreibt Marks.
General Kevin Kiley, oberster Mediziner der US-Armee, betont in dem Memorandum 06-029 vom 20. Oktober 2006 zwar, dass die Einhaltung der Genfer Konvention für die Truppen bindend sei. Danach stehen Gefangene unter besonderem Schutz und dürfen weder körperlich noch psychisch misshandelt werden. Doch die noch bis Oktober 2008 gültige Anweisung offenbart auch, dass die Army nach wie vor auf die "Beratungen" von Psychiatern setzt, wie Marks anhand weiterer Dokumente herausfand.
"Effektivität der Mission erhöhen"
Demnach nahmen von Juli 2006 bis Oktober 2007 fünf Psychiater der Army an Kursen teil, in denen die "erlernte Hilflosigkeit" Seligmans auf dem Lehrplan stand. Seligman selbst hatte zuvor einen Vortrag bei der CIA über die von ihm beobachteten Wirkungen von Elektroschocks gehalten. Zudem unterrichtete er schon im Jahr 2002 an einer Ausbildungseinrichtung der US-Marine über die Prinzipien der "erlernten Hilflosigkeit".
Den Versuch der Armeeführung, mit dem Kiley-Memorandum psychische Gewalt bei Verhörtechniken zu beenden, müsse man einerseits würdigen, resümiert Marks. Andererseits müsse die Armee die Konfusion über die Rolle ihrer externen psychologischen Berater und damit auch der Einsatzmöglichkeit von Lehrinhalten à la Seligmann beenden.
Befolgte die Army Marks' Empfehlung, bliebe von der bestehenden Praxis wohl nicht viel übrig. Denn das Kiley-Memorandum erläutert bereits ab Seite sieben im sogenannten "Concept of Operation" akribisch die Vorgehensweise von Ärzten und Beratern in Sachen Gefangenenverhör. Was der psychiatrische Berater im Dienste des Militärs eigentlich tun soll, wird unter anderem in Punkt 5, Absatz d beschrieben: "die Effektivität der Missionen erhöhen".
Das steckt also hinter der positive Psychologie?
Elektroschocks und Tierquälerei
und schon wieder der Tiervergleich?
Nein gleich richtig gesagt: wer macht es sich manchmal zu einfach! Die Pädagogik stand längst in der Kritik ob der Prügelstrafe und die Psychologie greift um so mehr zu den Laborratten? Damals um 1984 bereits entstanden so überzahlreich allerhand wohlklingende Sätze und den Überhang zu Psychologischen Methoden oder Weisheiten konnte ich mir zunächst keine Reim machen, hatte aber viel mit US-Literatur: Berne, Gordon, Rogers und natürlich Seligman. Neil Postman gehörte ja ebenso dazu mit seinem Technopol. Die Humanistische Psychologie zeitigt ja auch ihre Ergebnisse, wurde als wertvoll betrachtet und weniger der alten Psychiatrie (Beispiel Groddeck) wertvoll, wobei ich sie nicht nur aneinander reihen möchte.
Nun ist mein Lebenshintergrund etwa ein für mich zufrieden stellender immer gewesen, im Grunde mehr als das. Aber da sind wohl Menschen, für die Psychologie oder Medizin anderes sind als die gute Erziehung Bildung. Für die Pädagogik war K. Rutschky die große Kritikerin und allseits, natürlich, das war mal angebracht. Aber bitte nicht selbstanalytische Kritik hier an den Tag legen.
Das Marktsystem wurde manchmal durch Liedermacher kritisiert oder lediglich mit Humor genommen: wir steigern das Bruttosozialprodukt. Bis heute steht jedoch ebenso der ewige Wachstumsglaube doch ebenso in der Kritik, dass es nicht immer so weiter gehen kann. Wieso hier Menschen immer wieder motiviert werden wollen mit Stimmen aus der Politik. China wurde umjubelt und hat mehr Wachstum gehabt in wenigen Jahren als Europa in Jahrzehnten erreicht gehabt hat. Wofür ist das jedoch beweis?
Dass Raubbau betrieben wird, Ausbeutung von Welt und Mensch, durch andere Menschen.
Es gab auch Überlegungen für mich oft genug, ob diese Kritiker denn recht haben oder ob es nur einen zu düster Weltsicht darstellt, zu viel Pessimismus ist von Idealisten, die nur zu viel zeit übrig haben und Sand in das Getriebe geben wollen. Der Normalmensch sind ja die Hände gebunden, nicht im Leben sondern wie man es in die Hand nehmen kann, es sind jedem seine Grenzen gesetzt. Und Der Gelderwerb ist ja nicht das Spießbürgerliche und ebenso nicht ein Haus bauen zu wollen, ein Auto zu kaufen, in Urlaub zu fahren oder das die einfache Arbeit anspruchslos wäre, nichts sagend oder stupide wie das am Fließband. Nebst erlaubter Kritik gab es immer auch eine reihe, manchmal fast mehr an Spöttern und Hämeleute, die da gesagt habe, was sie tun oder anstreben ist doch Unsinn und Ihre Lebensweise doch eine Engstirnige und vielleicht gar unterdrückte. Mensch, ihr müsst doch die Augen öffnen.
Schwer zu unterschieden manchmal, wo die Verführer sind. Aber inwiefern ist das Karrieredenken eine solche Falle. Die der positiven Psychologie ist mit der Kritik an Seligman deutlich.
Ist die Gefahr nicht ebenso bei jenen Kritikern, dass sie sich zu einem Guru unter Menschen nur machen wollen, die persönlichen Leistungen jemandes nur schmälern, abwertend nehmen und dasselbst sind dann Sätze der Genügsamkeit.
Und da nehme ich doch gleich die Süddeutsche zurate, wenn sie schon schreibt:
Die Literatur ist eine erfahrene Kupplerin. Deshalb kann man sich jetzt im Internet anhand seines Lieblingsbuches den perfekten Partner auswählen. Von Lothar Müller mehr...
2)
Smile or Die Gegen die widerliche Optimismusindustrie , 2. September 2010
und das Positive Denken:
"The Secret" mag galoppierende Esoterik sein, und doch, schreibt Barbara Ehrenreich, ist dieser Extremfall symptomatisch für einen Realitätsverlust, der die USA - und nicht nur die - wie ein Virus befallen hat. Das Virus heißt "Positives Denken" und ist längst zu einer allgegenwärtigen Kommerzmaschine geworden, zum Massenwahn, der Konzerne, Motivationstrainer, Fernsehprediger und Psychologen reich macht, während euphorisierte Anhänger früher oder später auf der betonharten Wirklichkeit aufschlagen.