Samstag, 3. September 2022

Die Engstirnigkeit der jungen Generation

 Geredet wird immer auch zwischen, über und mit Jung und Alt oder wer nun die richtig Auffassung hat von Liebe und Leben. Hier jedoch ein versöhnlicher Text aus Genderma und entnehme ihn von dort. In der Tat ist das sehr zu bejahen. Der Artikel in der Welt ist hinter der Bezahlschranke.

Was sind denn alte weiße Männer und eifrig werden Sätze nachgeäfft? Ist die Hörigkeit denn so enorm?

Was haben die Generationen Y und Z eigentlich genau gegen die Babyboomer? Sind wir alten weißen Männer wirklich so minderheitenfeindlich, klimaschädlich und kartoffelig? Die woke Jugend sollte es sich mit uns nicht zu leicht machen – und endlich ihren krassesten Denkfehler erkennen.

Und die Musik von damals? Manchmal bin ich doch froh, noch einige Kassetten und 5 Schallplatten zu haben. Die Musik konnte man anstandslos anhören. Womöglich liegt es ein bisschen auch am Alter, denn Jugend braucht auch Vorbilder bis man glaubt, selber schlau geworden zu sein. Ma Baker, Rivers of Babylon, Daddy Cool, Brown Girl in the Rain und mehr waren regelmäßig im Radio zu hören. Ach ja, ob eine bessere Welt angestrebt war? Von wem. Was gibt es noch zu sagen. 

Und da vom Land gehört bei mir auch die Blasmusik dazu, wobei es dort auch einige Abweichler gibt. Es ist halt vieles komisch. Auch ist nicht alles bairisch was bairisch ist. Selbiges gilt auch für Ostfriesland, also daher mal nicht übertreiben. Der andere Pol betrifft die dekadente Musik und Lieder von heute und mehr kann ich gerade nicht sagen. Wer will sich denn mit Zumutungen abgeben, da das meiste zur Meditation völlig ungeeignet ist. 

Warum nicht mehr jünger sein? Am besten jung bleiben so gut es geht. Und gesund und glücklich und zufrieden.

Auch sind die öffentliche diskutierten Themen, sofern sie diskutabel sind, weder per se repräsentativ für die Meinungen in der Bevölkerung noch in diesem Falle für die Jugend und junge Erwachsene*innen. Also sich einen Schonraum bauen schadet keinesfalls. "Großstadtasseln" und "großstädtische Hinterhofmusikanten" sind keine Landeier. Radio und Fernsehen gibt es schon länger sowie auch nicht funktionierende Fahrkartenautomaten statt dem Bahnhäuschen mit Schaffner.

Wie sagt es der Autor: Wollten wir auf diese Weise eine bessere Welt erschaffen? Nein, sicher nicht. Der Gedanke wäre zu hoch gegriffen. Unser Verhalten erschien uns einfach selbstverständlich.

Haar- und ganz genau. Netter und zutreffender kann es nicht ausgedrückt sein.

2. Ebenfalls in der "Welt" hält der Autor Frank Jöricke eine Gegenrede zur Abwertung der "alten weißen Männer" durch die jüngeren Generationen. Ein Auszug:

Sind wir alten weißen Männer wirklich so minderheitenfeindlich, klimaschädlich und kartoffelig? Die woke Jugend sollte es sich mit uns nicht zu leicht machen – und endlich ihren krassesten Denkfehler erkennen.

(…) Ihr verzeiht uns nicht, dass wir die Sache mit dem Klima verbockt haben. Wir waren so fixiert auf den Kampf gegen Kernkraftwerke, dass wir nicht stutzten, als die Sommer immer heißer und die Winter immer wärmer wurden. Schon damals in den 1980er-Jahren. Aber wie hätten wir es bemerken sollen! Unsere Aufmerksamkeit war durch das kollektive Lexikon der Angst – von A wie Aids, Atomkrieg und Arbeitslosigkeit bis W wie Waldsterben, Wackersdorf und Wettrüsten – restlos aufgebraucht. Da waren wir dankbar, wenn schon im Mai Baggerseewetter war.

(…) Wir wuchsen mit Glamrock und Disco auf, mit David Bowie und Freddie Mercury, mit Culture Club, Prince und den Pet Shop Boys; wir tanzten zu den Village People und Frankie Goes to Hollywood, zu Bronski Beat und den Communards – wie hätten wir Schwule nicht mögen können? Wen wir nicht mochten: den bayrischen Staatssekretär Peter Gauweiler, dem eine "Absonderung" von Aidskranken vorschwebte. Wer es auf Minderheiten abgesehen hatte, hatte bei uns keine Chance.

(…) Aber was ich euch nicht verzeihe, ist euer Vorwurf, wir seien unsensibel und empathielos, frauen- und minderheitenfeindlich, rassistisch und sexistisch. Wir, die alten weißen Männer. Nur liegt eurem Rundumschlag ein Denkfehler zugrunde. Als Individuen legt ihr Wert darauf, in eurer ganzen hochkomplexen Identität wahrgenommen zu werden. Deshalb lehnt ihr es ab, auf euer Geschlecht oder eure sexuelle Orientierung reduziert zu werden. Doch selber werft ihr mal eben Millionen Männer unterschiedlichster älterer Jahrgänge, die nichts verbindet außer ihrer Hautfarbe, in einen Topf. Entdecke den Fehler! Ist das Blindheit, Bigotterie oder ein Fall von umgekehrtem Rassismus?

Überhaupt: Die ganzen Ismen, die ihr so leichtfertig um euch schleudert. Wenn ihr von Geschichte eine Ahnung hättet, wüsstet ihr, dass ihr die Freiheit, uns heute beschimpfen zu dürfen, uns verdankt. Auf dem Papier mögen wir eure Eltern oder sogar Großeltern sein. Aber eigentlich fühlen wir uns wie die älteren Geschwister, die für euch Nachzügler und Nesthäkchen den Weg freigekämpft haben.

Denn wir, die alten weißen Männer von heute, waren die Ersten, die als pubertäre Jungs Mädchen anders behandelt haben – verständnis- und respektvoller – als die Kruppstahl-Generationen vor uns. (…) Wollten wir auf diese Weise eine bessere Welt erschaffen? Nein, sicher nicht. Der Gedanke wäre zu hoch gegriffen. Unser Verhalten erschien uns einfach selbstverständlich. Es war das Naheliegende, weil Menschliche. Daher stellt uns nicht in eine Ecke, in der wir uns nie aufgehalten haben.

Mir zumindest spricht Jaenicke aus der Seele. Nach den rassistischen Brandanschlägen von Mölln, Solingen und Rostock-Lichtenhagen habe ich an etlichen Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus teilgenommen, habe Unterschriften für die doppelte Staatsbürgerschaft gesammelt, entsprechende Artikel in der Uni-Zeitung veröffentlicht und war auch sonst in mehr linke Zusammenhänge eingebunden, als ich aufzählen mag. Aber sobald man sich für Jungen und Männer einsetzt, gilt man für einige Spinner als "rechts".

aus https://genderama.blogspot.com/


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