Mittwoch, 20. November 2024

"Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand "


Der deutsche Philosoph Hegel, der 1770-1831 gelebt hat, hat erklärt„wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand, 

das hingegen erläutert er, sei ein Witz, wer das glaubt.

- ist ein alter Scherz, den man wohl in unseren Zeiten nicht gar für Ernst wird behaupten wollen.“ 


Folgendes jedoch ist nicht von Hegel.

Das hat es bewirkt, daß die historischen Methoden des 19. Jahrhunderts nicht fähig waren, diese Wirklichkeit zu begreifen. Die Historiker oder diejenigen, die es auf irgendeinem Gebiete sein wollten, sie sind bei Abstraktionen stehengeblieben, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben.

Daß wir eine materialistische Grundlegung der Geschichte haben und heute ein Europa in Grund und Boden ruinierende Politik der Wirtschaftswissenschaft, das ist die Ergebnissünde des nicht vorhandenen historischen Denkens.


Manche sagen doch, es gebe Zeitloses. Stimmt das? Wann wurde das wohl geschrieben? 

1910 - 1920 - 1930 -1970-2024

Lösung am 24.11.24: Worte von Rudolf Steiner aus seinen Vorträgen, Dornach 1920 , ANTHROPOSOPHIE UND GEGENWÄRTIGE WISSENSCHAFTEN

Keinesfalls will ich damit sagen, dass alles nur relativ ist, oder was das Lamento heute soll, denn früher war es doch auch nicht anders. Schließlich dient es doch dem Fortschritt? Dem Wohlstand ebenso?


Stimmt das denn? 

Zu viele Fragen sind es manchmal und sie sollen nicht nach Schulerörterung gleich klingen. Eine enge materialistische Sicht ist es ebenso, vom "Erhalt des Wohlstands" nur zu sagen, kann und darf keine alleinige Motivation für den Wähler sein. 
Politikerappelle sind es seit Jahren und sie haben das als Legitimation ihres Handelns betont, das aber nicht hinterfragt werden sollte. Wohlstandsappelle sind zu Leerformeln geworden, und sind inzwischen mehr inflationäres Gerede.

Und wo gehobelt wird, fallen auch Späne, ist ein Sprichwort. Was ist damit gerechtfertigt?

Die pädagogischen Ideen und Erkenntnisse waren längst schon humane, sind individueller geworden und auf den Menschen bezogen, Fähigkeiten, Begabungen zu beachten und zu fördern oder auch soziale Kompetenzen, denn Menschen bilden das Gesellschaftssystem und natürlich bedarf es Regeln. Es gibt verschiedene Persönlichkeiten und Charaktere und ein besonders betontes Merkmal war, dass der Mensch nicht nur für das Wirtschaftssystem funktionieren soll, sondern auch für sich selbst lebt.



Hier nochmals Rudolf Steiner.

Aber dasjenige, was im Psychischen abweicht von der geradlinigen Entwicklung, was abweicht von der geradlinigen, sogenannten normalen Entwicklung, das ist nicht so, daß man es isoliert betrachten kann - ich kann das nur andeuten natürlich, man müßte sonst stundenlange Ausführungen machen, wenn man es im Einzelnen belegen wollte. 

Der Mensch ist vielmehr ein, auch im tieferen Sinne genommen, soziales Wesen, als man gewöhnlich meint, und insbesondere lassen sich psychische Erkrankungen eigentlich in den seltensten Fällen bloß beurteilen nach der Biographie des einzelnen, isolierten Individuums. Das ist fast ganz unmöglich.

Steiner empfahl, Wilhelm von Humboldts «Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen» zu lesen und argumentiert mit ihm gegen ein überhand nehmen staatlicher Eingriffe.

Da werden Sie sehen, wie viel da schon darinnen ist für eine Charakteristik unseres mittleren Teiles der Dreigliederung des sozialen Organismus, des rechtlichen, des staatlichen Teiles. Natürlich ist nicht der dreigegliederte soziale Organismus darin, aber das, was über den eigentlichen Staat gesagt werden kann, das ist darin. Wilhelm von Humboldt versucht in dieser Schrift, den Menschen in Schutz zu nehmen gegen den Staat, gegen das Überhandnehmen der Staatskräfte auf geistigem Gebiet und auch auf wirtschaftlichem Gebiet - Wilhelm von Humboldt, der vom Jahr 1809 bis 1819 - man getraut sich's fast nicht auszusprechen gegenüber dem, was dann geworden ist — preußischer Unterrichtsminister war. 

Die Dreigliederung ist Steiner ja Anliegen. Am Beispiel Ehe und Familie wird es bei R.Steiner auch deutlich, welches Interesse seine Pädagogik verfolgt.

Nun kann man natürlich das Problem der Ehe auch vom sozialen Gesichtspunkt aus betrachten. Ich habe das vor Jahren getan, als ein Mitglied unserer Anthroposophischen Gesellschaft eine gedruckte Enquete veranstaltet hat, in der er die Leute hat antworten lassen auf die Frage über das Eheproblem vom Standpunkte des Staates. Ja, wenn man von einem solchen Ausgangspunkt ausgeht, dann läßt sich darüber reden. Da kann man dann sehr genau angeben, daß wir leben in einer, wir wollen jetzt nicht sagen Staatsgemeinschaft, sondern daß wir leben in einer sozialen Gemeinschaft, daß diese soziale Gemeinschaft ein ganz entschiedenes Interesse hat an dem Kinde, das aus der Ehe stammt oder an den Kindern, die aus der Ehe stammen, und daß eigentlich für die soziale Gemeinschaft das Kinderproblem als ein Spezialproblem vorliegt. Da kann man angeben, daß einfach die Ehe auf die nächste Generation hin gedacht werden muß und daß gegenüber diesem Denken der Ehe auf die nächste Generation hin allerdings die individuellen Aspirationen zurücktreten müssen, so daß der Mensch da sich fühlen müßte als ein Glied seiner sozialen Gemeinschaft und sich dann nicht diese Ehe so einrichten kann, wie es ihm gerade persönlich paßt. (563)

Der Text ist mit meinen Hervorhebungen. Nebst der sozialen Sichtweise gibt es auch die individuelle Sichtweise der Ehe und Familie, die seit dem 15 Jhd. vertiefender entstanden ist und die Liebe in den Vordergrund rückte. Psychologische und anthropologische Fragen sind mehr in ein Blickfeld gerückt. Die Freiheit des Menschen erschöpft sich nicht im bloßen Befolgen von Dogmen. Ziel kann es heute nicht mehr sein, den Menschen nur in die Schablonen des Systems hineinzuzwängen. 

Die Aufgabe der Geisteswissenschaft ist, den Menschen auf seinen individuellen Boden zu stellen und ihn da lebenstüchtig und lebensinhaltsvoll zu machen. (564)


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