Christian Morgenstern, Galgenlieder: das Wasser und Die Luft
Das Wasser
Ohne Wort, ohne Wort
rinnt das Wasser immerfort!
andernfalls, andernfalls
spräch es doch nichts andres als:
Bier und Brot, Lieb und Treu, -
und das wäre auch nicht neu.
Dieses zeigt, dieses zeigt,
das das Wasser besser schweigt.
und gleich noch eines
Der Hecht
Ein Hecht, vom heiligen Anton
bekehrt, beschloß, samt Frau und Sohn,
am vegetarischen Gedanken
moralisch sich emporzuranken.
Er aß seit jenem nur noch dies:
Seegras, Seerose und Seegrieß.
Doch Grieß, Gras, Rose floß, o Graus,
antsetzlich wieder hinten aus.
Der ganze Teich war angesteckt.
Fünfhundert Fische sind verreckt.
Doch Sankt Anton, gerufen eilig,
sprach nichts als "Heilig! heilig! heilig!"
Was sind nur Galgenlieder? Sehen wir mal nach, was das Lexikon Wikipedia verrät:
Unter dem Motto „Im ächten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen.“ – einem Nietzsche-Zitat[1] – schrieb Morgenstern eine Reihe von formal und inhaltlich kindlich anmutenden, sprachspielerischen Gedichten, die auf große Begeisterung bei Hörern und Lesern stießen, von der Literaturkritik aber lange Zeit aufgrund ihres kindlichen Gestus übergangen oder unterschätzt wurden.
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