Vor Tagen war der Beitrag zu Beat Föllmi und den deutschen Krimis zur Frage der Religion. Hier noch ein anderer, der allgemein gehalten ist, was aber jedem längst klar sein muss der noch klar denken kann. Die Krimiwelt grenzt lange schon an Zumutungen.
eine junge, halb nackte Frau, tot. Frauen sind meist Opfer.
Das aber ist nicht die Realität, auch nicht weltweit! Statistiken zufolge werden in Deutschland mehr Männer als Frauen umgebracht. Und Männer sind auch häufiger in Gewaltdelikte verwickelt.
Warum Krimis voll mit Klischees und Vorurteilen sind
Krimis locken regelmäßig Millionen Menschen vor den Fernseher. Doch die TV-Filme sind voll mit Stereotypen und Klischees.
Die Deutschen sind krimiverrückt: Ob als Roman, Podcast oder TV-Film - bequem daheim auf dem Sofa sitzend verfolgen viele gerne Mord, Totschlag und Co. Dass dabei die Opfer meistens Frauen oder Kinder sind, kritisieren Medien-Experten immer wieder.
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"Selbst im Tod ist sie noch wunderschön, weil Frauen ja schön sein müssen.
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TV-Krimis voller Klischees
Die erste Einstellung im Film ist nicht selten eine junge, halb nackte Frau, die tot auf dem Boden liegt. Die Kamera zeigt die besonders schönen Beine, Hüften oder Haare der Frau in Nahaufnahme. Eine schwierige Ästhetisierung, sagt Medien- und Film-Expertin Sara Sommerfeldt: "Selbst im Tod ist sie noch wunderschön, weil Frauen ja schön sein müssen. Und sonst wäre es nicht schade um sie gewesen, so ungefähr. Das schwingt da ja auch total mit", so Sommerfeldt gegenüber dem WDR.
Das vermittelt übrigens auch ein falsches Bild von der Realität: Statistiken zufolge werden in Deutschland mehr Männer als Frauen umgebracht. Und Männer sind auch häufiger in Gewaltdelikte verwickelt.
Der Fokus ist der Mann
Im weiteren Verlauf des Films spielt die tote Frau vom Anfang dann fast keine Rolle mehr, meint Sommerfeldt. Oft gehe es dann nur noch um den Täter, meist einen Mann. Und um die Frage, wie er zum Mörder wurde. Um IHRE Geschichte gehe es indes so gut wie nie. Obwohl man dies in Rückblenden ja eigentlich auch erzählen könnte. Dieser Fokus auf den Mann ist laut Sara Sommerfeldt eine typische Erzählperspektive in der deutschen Krimi-Landschaft.
Auch Klischees über schwarze Menschen fielen immer wieder auf. Schwarze Frauen spielten beispielsweise häufiger Prostituierte als weiße Frauen. Generell seien in der deutschen Fernseh-Filmlandschaft sogenannte People of Colour sowie Menschen mit Migrationsgeschichte stark unterrepräsentiert. Genau wie queere Menschen und Frauen, wie eine Studie der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle zeigt.
Wie raus aus der Klischee-Falle?
Für Sara Sommerfeldt wäre wichtig, dass sich Krimi- oder allgemein Filmschaffende besser mit den Themen auskennen würden, von denen sie erzählen. Sie sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und im Kopf haben, dass klischeehafte Bilder - Frauen sind Opfer, Männer gefährliche Mörder - etwas mit Zuschauerinnen und Zuschauern machen, so Sommerfeldt. Das schüre Vorurteile, die mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Warum also nicht mal im Film von einer jungen Frau erzählen, die einen Mann umbringt?
Der Artikel des WDR ist von Nora Wilker
https://www1.wdr.de/nachrichten/krimitag-tv-krimis-perspektivwechsel100.html
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